„WIE RIECHT DER MOND?“

Thomas Wolf hat McKinsey verlassen, um mit seinem Bruder Jan-Christoph, einem genialen Erfinder, das Startup Plasmion zu gründen. Nun hat er uns in der protecoSKYLOUNGE zum Gespräch besucht.

Thomas Wolf von Plasmion im Gespräch mit Susanne Sprang in der protecoSKYLOUNGE

Thomas, Danke für deinen Besuch. Hast du heute Morgen schon in euer Messgerät gepustet, um dich vorher quasi live auf Corona zu testen?

Thomas (lacht): Nein, habe ich nicht. Aber in der Tat kann unsere Technologie auch das Coronavirus bzw. dessen charakteristische Marker in Echtzeit im Atem von Personen detektieren.

Die Ionenquelle wird an ein Massenspektrometer gekoppelt und liefert Ergebnisse in Echtzeit.

Die Gründer Jan Christoph (li.) und Thomas Wolf (re.)

Du sagst „auch“ – was genau umfasst die Technologie, die dein Bruder erfunden hat und wo kann sie überall zum Einsatz kommen?

Thomas: Mein Bruder hat das klassische Massenspektrometer, ein Laborgerät, welches einzelne Moleküle analysieren und identifizieren kann, so erweitert, dass es diese Moleküle auch direkt in Echtzeit in der Luft identifizieren kann und dabei auch noch nahezu für jedermann bedienbar wird. Das spart Zeit, Kosten und macht es quasi überall einsetzbar. Etwa am Band von Lebensmittelproduzenten, um live die Qualität der Ware zu überwachen, in Sicherheitsdrehtüren, um potenzielle Sprengstoffattentäter identifizieren und festhalten zu können, oder auch um einfach mal festzustellen, wie der Mond riecht …

Das Team von Plasmion wächst kontinuierlich an.

Wie kommst du denn nun auf den Mond?

Thomas: Ja, das Helmholtz-Zentrum hat mit einem System von uns Gesteinsproben des Mondes auf ihre flüchtigen Inhaltsstoffe gescannt.

Und wie riecht der Mond?

Thomas: Das hätte ich auch gern erfahren, aber leider haben wir nicht immer Zugriff auf die Ergebnisse unserer Kunden und Kooperationspartner bzw. meistens bestehen ohnehin entsprechende Geheimhaltungsvereinbarungen.

Eingangs kamen wir im Zusammenhang mit eurer Technik kurz auf das Thema Corona zu sprechen. Würdest du sagen, ihr habt da etwas, womit man künftig Pandemien frühzeitig detektieren könnte?

Thomas: Das wäre in der Tat möglich. Das Gerät kann anhand charakteristischer Biomarker direkt im Atem Krankheiten erkennen. Gegebenenfalls könntest du unser Gerät sogar in den Abluftanlagen von Flughäfen einbauen, um live zu detektieren, ob es einen überdimensionalen Anstieg eines Erregers gibt. Dann könnte man frühzeitig entsprechende Maßnahmen ergreifen.

So unglaublich wie auch spooky, findest du nicht?

Thomas: Definitiv. Wir hatten auch bereits Kund*innen aus der Textilindustrie, denen wir Dinge über chemische Substanzen auf ihren Produkten erzählen konnten, die sie aber in dieser Tiefe gar nicht unbedingt wissen wollten.

Lass uns noch einen Blick auf eure Gründungssituation werfen. Wann war das und wie kommt jemand, der vorher bei McKinsey gearbeitet hat zu dem Entschluss, das aufzugeben, um mit seinem Bruder ein Startup zu gründen?

Thomas: Als Jan mir damals die Erfindung vorgestellt hat, war ich von deren Potenzial sofort überzeugt und wir haben uns über Weihnachten kurzerhand überlegt, wie wir darauf ein Unternehmen aufbauen könnten. Wir wussten aber beide, dass Jans Leidenschaft die technische Entwicklung ist und nicht die unternehmerische Tätigkeit. Daher war eigentlich von vornherein klar, dass wir das damals Begonnene, sobald es etwas größer wird, gemeinsam weiterführen werden.

Du hast für deinen Bruder also einen top-dotierten Job bei McKinsey an den Nagel gehängt?

Thomas: Nein. Dafür, um mit meinem Bruder ein erfolgreiches Hightech Unternehmen aufzubauen. Und obwohl man anfangs immer ein bisschen Zweifel hat, ist es aus heutiger Sicht eine sehr gute Entscheidung gewesen. Wir ergänzen uns erstaunlich gut. Dazu kommt, dass wir als junges Unternehmen schon jetzt wirtschaftlich arbeiten und zusätzliches Investment nur noch brauchen, um beispielsweise große Wachstumssprünge zu realisieren.

Beeindruckend. Thomas, Dank dir für das Gespräch.

Plasmion kurz & knapp

Ziel: Auf Massenspektrometrie basierende Analytik von Grund auf neu denken, vereinfachen und revolutionieren.

USP: Einzigartige Durchflussionisationstechnologie für Massenspektrometrie, die es ermöglicht, jedes Massenspektrometer innerhalb weniger Sekunden in den wohl leistungsstärksten, echtzeitfähigen Geruchs- bzw. VOC-Sensor zu verwandeln.

Die Gründer: Dr. Jan-Christoph Wolf promovierte am Lehrstuhl für analytische Chemie unter der Leitung von Professor Reinhard Niessner. Nach seinem Abschluss forschte Jan als Postdoc an der ETH Zürich (Schweiz) bei Professor Renato Zenobi und wurde ein führender Experte auf dem Gebiet neuer Ionisierungsmethoden für die Massenspektrometrie, der sogenannten “ambienten” Ionisierung.

Dr. Thomas Wolf ist auf  Finanz- und Informationsmanagement spezialisiert. Er promovierte am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Nachhaltiges IT-Management unter der Leitung von Professor Gilbert Fridgen an der Universität Bayreuth. Während dieser Zeit arbeitete er für das Fraunhofer FIT und führte mehrere anwendungsorientierte Forschungsprojekte mit Praxispartnern wie Metafinanz oder Deutsche Bank durch. Nach seinem Abschluss leitete er Projekte für McKinsey & Company.

Homepage: https://www.plasmion.de/


*Massenspektrometrie ist ein Verfahren zum Messen der Masse von Atomen oder Molekülen.

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