Es wird die intensivste und krasseste Herausforderung unseres bisherigen Lebens
Zwei Schulfreunde wollen in 40 bis 60 Tagen rund 4.800 km über den Atlantik rudern. Nur mit reiner Muskelkraft. Am 13.12.2023 starten sie die bisher größte Challenge ihres Lebens. Warum? Warum nicht! Viel zu oft sagt man sich „not today“ – unter diesem Motto nehmen Danny und Janik als Team an der weltweit härtesten Atlantiküberquerung per Ruderboot teil, der Ruderregatta „World`s Toughest Row“.
Doch das eigentliche Ziel der beiden ist ein ganz anderes Anliegen: Mit ihrer Teilnahme will das „Not Today“-Team die Aufmerksamkeit auf Kinderbildung lenken und für zwei Projekte Spenden sammeln. Wie das alles zusammenhängt und sich die Reise der beiden seither entwickelt hat, verraten sie uns in einem charmanten Interview kurz vor dem Start.
Wir treffen die beiden per Videokonferenz und erfahren, dass die letzten Wochen vor der Verschiffung ihres Bootes in Rotterdam nach La Gomera besonders hart waren: „Den organisatorischen und logistischen Aufwand haben wir tatsächlich etwas unterschätzt“, gesteht Janik. Zuletzt mussten sie die schwierigen Entscheidungen treffen, was am Ende wirklich alles auf dem Atlantik mit dabei sein soll. „Natürlich haben wir eine Checkliste, damit nichts Wichtiges vergessen wird. Aber oft sind es ja die Kleinigkeiten, die wichtig sind: Welchen Müsliriegel oder Süßigkeiten mag ich auch noch nach 30 Tagen täglich essen?! Das klingt jetzt vielleicht etwas lächerlich, aber das Essen ist immens wichtig,“ erklärt uns Danny.
Zirka 6.000 Kcal. muss jeder von ihnen täglich zu sich nehmen. Bei 3 bis 4 Tages-Mahlzeiten pro Sportler sind das insgesamt 650 Mahlzeitenportionen. Dennoch verlieren die Teilnehmer*innen in der Regel zwischen 3 und 12 kg Gewicht während der Challenge. Die Auswahl der Lebensmittel ist also elementar.
So ist es nicht überraschend, dass auf die Frage, vor was sie am meisten Respekt haben, Danny antwortet: „Es sind wahrscheinlich die Kleinigkeiten, die uns herausfordern werden: Körperliche Schmerzen, das tägliche Management von Rudern / Schlafen / Essen. Natürlich habe ich auch Respekt vor den Wellen und der Tierwelt, aber es ist vor allem die Frage, wie wir mental damit umgehen werden.“
„Ja, das Unvorstellbare, die hohen Wellen, der Schmerz, aber auch das Desinteresse an Essen und Trinken, stelle ich mir nicht einfach vor“, ergänzt Janik, „… und wenn dann Danny seinen Kopf aus der Luke steckt und einen Witz macht, kann das schon zu einer echten mentalen Herausforderung werden.“
Aber wie gehen die beiden mit dieser psychischen Belastung um? Kann man sich darauf überhaupt vorbereiten? Janik: „Wir sind 24 Stunden täglich über vierzig Tage hinweg ununterbrochen zusammen. Das ist mehr und intensiver als die meisten Ehepartner. Deshalb ist Meditation für uns wichtig. Andere feste Rituale haben wir nicht. Ich finde es beruhigend, dass uns endlos scheinendes Wasser umgibt. Wenn es Probleme gibt, dann müssen wir diese gemeinsam meistern.“ Und auch Danny ist optimistisch: „Unsere Belastbarkeit und die verschiedenen Techniken, die wir erlernt haben, helfen uns, uns selbst zu regulieren.“
Neben den mentalen Herausforderungen braucht es auch eine top physische Verfassung: „Gleich zu Beginn unserer Vorbereitungen war klar, was zu tun ist: Rudertechniken erlernen, Muskeln aufbauen und die Ausdauer steigern,“ erklärt Danny und Janik ergänzt: „Im Wesentlichen bedeutet das viele Stunden im Fitnessstudio, mit Schwerpunkt auf Kraft- und Functionaltraining, insbesondere auf die Muskelgruppen, die beim Rudern beansprucht werden, also z.B. den Hüftbeuger stärken, den man normalerweise ja nicht so trainiert, fürs Rudern aber super wichtig ist.“
Schließlich erzählen uns Janik und Danny auch noch, was hinter dem Namen ihres Bootes „Gratitude’“ steckt: „Dankbarkeit spiegelt den Geist unserer Reise wider. Wir sind unendlich dankbar für die Unterstützung, die wir bis jetzt erfahren haben. Ohne diese großzügige Hilfe wäre unser Vorhaben nicht möglich gewesen, zumindest nicht in dieser Form,“ so Danny und Janik fügt mit einem Zwinkern hinzu: „Und den Spitznamen für unser Boot haben wir auch schon: ‚Gretchen‘. Es verleiht dem Boot eine persönliche Note und bringt ein wenig Leichtigkeit in die ernste Vorbereitung und die Herausforderungen, die vor uns liegen. Zu ‚Gratitude‘ möchte ich noch sagen, dass wir auch dankbar sind, wie wir aufgewachsen sind, dass Essen, Bildung, ein Bett uvm. selbstverständlich waren. Davon möchten wir etwas weitergeben.
Ja, da war noch etwas: Einer der Gründe für Danny und Janik diese Challenge zu bestreiten ist, das Bewusstsein für die Bildung von Kindern zu schärfen. Deshalb sammeln sie Spenden für zwei Bildungsprojekte, die sie gut kennen und ihnen besonders am Herzen liegen: „Wir haben engen Kontakt zu den Organisationen Bali Children’s Project und Ozeankid und wissen, dass unsere Unterstützung dort wirklich ankommt und sinnvoll eingesetzt wird,“ so die zwei Abenteurer.
Wir drücken ganz fest die Daumen, dass die beiden ihr Spendenziel erreichen und gesund und munter in Antigua ankommen!
Interview und Text: Magdalena Menzel
Fotos: ©World’s Toughest Row
- Start: am 13.12.2023 in San Sebastián, La Gomera, Kanarische Inseln (Spanien)
- Ankunft: ca. Ende Januar/Februar, Nelson’s Dockyard, Antigua (Karibik)
- Dauer: ca. 40-60 Tage auf See
- Länge: 4.800 Kilometer
- Durchschnittsgeschwindigkeit: Ca. 3-4 Knoten, das entspricht ca. 5-6 km/h
- Das Boot: Ozeanruderboot der Marke Rannoch R25, Länge: 7,3 m, Breite: 1,7 m
- Routine: Durchgehendes Rudern, alle 2 Stunden wird gewechselt
- Trinken: Zwei Geräte, die aus Salzwasser Süßwasser machen
- Essen: Trockennahrung / Astronautennahrung als warme Mahlzeiten, Nüsse, Riegel und Süßigkeiten als Snacks, um den Kalorienbedarf zu decken
- Als Toilette dient ein Eimer
- Die Ausrüstung: Grundlage ist eine 100-Punkte-Liste der Must-Haves, von Abschleppöse und Feuchttücher über Feuerlöscher, Tape, Erste-Hilfe-Kit, Nebelhorn, Sonnencreme, Knicklichtern, Kompass bis hin zu Kartenmaterial, USB-Kabel und Taucherbrille