„Wir haben keine Scheu, Herangehensweisen komplett neu zu gestalten“
Der 34-jährige Konstantinos Antonopoulos hat als Familienvater, promovierter Physiker und Elektrochemiker ein Biotech-Startup gegründet.
Fachkreise sehen darin bereits einen echten „Gamechanger“, da damit günstige Substitutionsgüter hergestellt werden können. In der protecoSKYLOUNGE spricht Konstantinos über die Möglichkeiten durch “Peptide”.
Konstantinos, herzlich willkommen hier bei uns. Habe ich das richtig verstanden: Du hattest nach deiner Promotion bei BMW einen spannenden und herausfordernden Job, dich dann aber dennoch entschieden auszusteigen, um ein Biotech-Startup zu gründen und darin mit aktuell 13 Kolleginnen und Kollegen gute fünfzig Stunden die Woche zu arbeiten – warum?
Konstantinos: Ganz einfach, weil es mir Spaß macht. Und weil ich Dinge, die mir wichtig sind, gerne täglich und wenn es sein muss in voller Breite vorantreibe. Ich habe kein Problem damit, falls dies bedeutet, dass ich meine Hände schmutzig machen muss, oder dass ich mich völlig neuen Aufgabengebieten stellen muss. Man kann sicher noch mehr arbeiten, aber ich bin auch ein Familienmensch. Wer nur arbeitet, verpasst einfach viele weitere schöne Seiten des Lebens.
Verstehe. Du sprichst von Dingen, die dir persönlich wichtig sind – aber worum handelt es sich dabei im Fall eures Startups mk2 Biotechnologies konkret?
Konstantinos: Wir haben einen Weg gefunden, Peptide – das sind kleine bioaktive Proteine, also aktive Inhaltsstoffe z.B. für Kosmetik-, Pharma- oder Nahrungsmittel- sowie Agrarprodukte – synthetisch herzustellen. Das Einzigartige daran ist allerdings, dass wir Peptide nicht nur in kleinen, sondern auch in ganz großen Skalen und hinreichend günstig produzieren können. Damit ermöglichen wir erstmalig die Verwendung von Peptide für Massenanwendungen – ein echter Gamechanger.
Inwiefern?
Konstantinos: Weil wir damit in vielen Branchen die große Chance haben, aktuell wenig nachhaltige Inhaltsstoffe oder Herangehensweisen komplett zu ersetzen. Das ist auch die Vision, die mich als Vater von zwei kleinen Kindern langfristig antreibt.
Das klingt megaspannend. Hast Du vielleicht ein konkretes Beispiel für mich?
Konstantinos: Dass die konventionelle Fleischerzeugung bereits jetzt katastrophale Folgen hat, ist bekannt. Eine Alternative hierzu wäre, echtes Fleisch nicht am Tier, sondern im Bioreaktor zu kultivieren – umweltschonend, schmerzfrei, skalierbar.
Die Stammzellen, die sich zum Fleisch entwickeln sollen, teilen sich allerdings nur unter Zugabe bestimmter biologischer Katalysatoren, sogenannter Wachstumsfaktoren. Diese Faktoren, die für eine effiziente und kostengünstige Produktion zellulären Fleisches essentiell sind, kosten aktuell viel zu viel, und blockieren damit die Marktdurchdringung dieser tollen nachhaltigen Alternative zu konventionellem Fleisch.
Und solche Stoffe könntet Ihr aktuell bereits in großen Mengen produzieren und damit z. B. die wirtschaftliche Produktion zellulären Fleisches ermöglichen?
Konstantinos. Es wäre im Fall der Fälle verhältnismäßig einfach sogar bestehende Produktionsanlagen nach unseren Vorgaben anzupassen und in großen Maßstäben loszulegen. Denn der Prozess, den wir einsetzen, ist voll skalierbar.
Wie bist Du eigentlich als Elektrochemiker in diese reine „Biologen-Welt“ gekommen?
Konstantinos: Ich habe über die TU München meine Kollegen kennengelernt, wir haben uns gut verstanden und gegründet. (überlegt) … ja, rückblickend gesehen war es wohl wirklich fast so einfach … fast (lacht). Und selbst Naturwissenschaftler zu sein erleichtert es mir jeden Tag unsere Technologen besser zu verstehen und somit meine Rolle besser auszufüllen.
… und die besteht konkret worin?
Konstantinos: Anwendungsfelder für unsere Technologie finden und dann die Brücke zwischen dem Bedarf potenzieller Kundschaft und unseren Lösungsmöglichkeiten schlagen. Das geht manchmal ganz schnell, manchmal ist aber auch allen klar, dass es Jahre dauern kann oder es schlicht keinen Sinn ergibt hieran weiterzuarbeiten.
Hat das, was ihr macht, nicht auch mit Gentechnik zu tun?
Konstantinos: Jein. Wir nutzen zur Synthese unseres Endproduktes zwar gentechnisch veränderte Organismen, diese werden aber unterwegs deaktiviert und entfernt. Unser Endprodukt, welches die vom Kunden gewünschte Wirkung erzielt, ist damit gentechnikfrei und unterscheidet sich gleichzeitig in keiner Weise von seinem in der Natur vorkommenden Pendant. Dieses Vorgehen, auch wenn nicht weitläufig bekannt, ist der Industriestandard zur Produktion auch zahlreicher anderer Inhaltsstoffe unseres täglichen Lebens, z. B. in der Lebensmittelindustrie.
Bei der Fülle von Anwendungsfeldern, die du vorhin beschrieben hast – gibt es da nicht auch Bereiche, für die ihr euer Know-how niemals hergeben würdet?
Konstantinos: Klar. Wir haben uns die Nachhaltigkeit als wesentlichen Aspekt auf die Fahnen geschrieben, dahingehend kritische Produkte wie z. B. biologische Kampfstoffe kommen damit nicht infrage. Das machen wir nicht, für kein Geld der Welt.
mk2 Biotechnologies kurz & knapp
Ziel: Wir entwickeln nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen von morgen.
USP: Die kosteneffiziente Herstellung von Peptiden in großen Skalen.
Die Gründer: Dr. Konstantinos Antonopoulos, Dr. Sebastian Mangold und Dr. Marco Giuman haben sich als Doktoranden an der TU München kennengelernt. Gemeinsam mit ihrem Team möchten sie die Welt zu einem nachhaltigeren Ort machen. Deshalb haben sie 2020 mk2 Biotechnologies gegründet.
Homepage: https://www.mk2.bio/
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