Franzis 2021: "Endlich wieder fliegen"

Franzi ist unsere Normalroutenverlasserin auf dem Wasser und Teil der Kampagne #BMKdelta. Das Jahr 2021 war für sie geprägt von großen Höhen, aber auch traurigen Tiefen.

Wir haben mit ihr über ihren ganz persönlichen Jahresrückblick 2021 gesprochen. Lest hier, was sie im letzten Jahr besonders bewegt hat.

Franzi, Danke, dass du dir gleich zum Jahresanfang die Zeit nimmst, mit uns zu reden!

Franzi: Na klar! Ich freue mich so, eure Normalroutenverlasserin zu sein, da nehme ich mir die Zeit doch gern!

2021 war für viele von uns ja wieder mal turbulenter als wir uns alle das erhofft hatten. Dennoch fanden in diesem Jahr ja wenigstens auch wieder einige Wettkämpfe statt. Was waren denn deine größten Erfolge im Jahr 2021?

Franzi: Ja, das stimmt. Ich habe mich mega gefreut, dass es in diesem Frühjahr endlich wieder Moth-Wettkämpfe gab, dass ich meine Segelfreunde wiedersehen konnte und ich nach langer Pause wieder auf dem Wasser „fliegen“ durfte! Und gleich im Juli, bei der Deutschen Meisterschaft am Walchensee, habe ich den 1. Platz als Frau belegt und bin damit Deutsche Meisterin im Mothsegeln geworden. Ich war unglaublich happy darüber, weil ich das nach der langen Trainingspause zwar erhofft, aber nicht erwartet hatte. Zwei Monate später, bei der WM am Gardasee, war ich nicht ganz so erfolgreich und belegte „nur“ Platz 3. Unter den damaligen Umständen war ich aber auch darüber sehr glücklich und vor allem besonders stolz auf mich, dass ich überhaupt teilgenommen habe.

Die Entscheidung ist mir nicht leichtgefallen.

Du sprichst damit den Verlust deines Vaters an, der nach langer Krankheit im Sommer gestorben ist und auch dein Trainer und Mentor war.

Franzi: Ja, genau. Das ist die härteste Erfahrung, die ich bislang machen musste. Denn wie du schon sagst, mein Vater war auch mein bester Freund und Mentor, mein größter Rückhalt bei jeglichem Gegenwind und mein Fels in der Brandung. Trotzdem versuche ich, mich auf die positiven Dinge zu fokussieren. Ich bin unglaublich dankbar dafür, was er mir alles mitgegeben hat und dass er den Menschen aus mir gemacht hat, der ich jetzt bin. Das alles ist nicht selbstverständlich.

Wie hast du es geschafft trotz dieses Verlustes an der WM teilzunehmen und dich zu motivieren?

Franzi: Die Entscheidung ist mir natürlich nicht leichtgefallen. Aber ich weiß, mein Papa hätte es so gewollt. Und egal, wie schlimm sich die Situation in dem Moment angefühlt hat, am Ende hätte ich es bereut, wenn ich nicht teilgenommen hätte. Sobald ich die Entscheidung getroffen hatte, die Regatta für ihn zu segeln, war ich fokussiert bei der Sache, hab Probleme analysiert und gelöst und am Ende einfach das Beste draus gemacht. Mothsegeln verlangt vollste Konzentration von mir, so kann ich am allerbesten abschalten. Auf dem Wasser vergesse ich all den Ballast, den ich an Land mit mir herumschleppe.

Ich halte an meinen Plänen für nächstes Jahr fest.

Angesichts der Umstände ist der dritte Platz bei der WM ja noch mehr ein Grund stolz auf dich zu sein. Was kannst du denn noch Positives für dich aus diesem Jahr ziehen?

Franzi: Ich habe es geschafft, trotz allem noch ich selbst zu bleiben. Arbeit, Sport und Ruhephasen geben mir Struktur und ich halte auch weiterhin an meinen Plänen für nächstes Jahr fest. Die Herausforderungen des letzten halben Jahres haben mich unglaublich wachsen lassen und mit diesem positiven Gefühl – und meinem neuen Boot 😉 – will ich ins Jahr starten.

Du hast ein neues Boot? Erzähl uns mehr!

Franzi: Ja, das Boot hätte ich eigentlich schon bei der WM am Gardasee haben wollen, das hat aber leider nicht geklappt. Aber jetzt ist es da und wartet darauf von mir eingesegelt zu werden. Es ist noch schneller und die Ausrede „Es liegt am Boot, nicht an mir“ gibt es jetzt nicht mehr 😊. Ich muss jetzt das Beste aus mir herausholen und hab mit dem neuen Boot die Chance, noch schneller zu werden!

Die optimale Vorbereitung ist entscheidend.

Das klingt aber nach einer großen Herausforderung! Welche Wettkämpfe stehen denn 2022 an und wie möchtest du noch schneller werden?

Franzi: Ich werde auf jeden Fall wieder an der Deutschen Meisterschaft und der Foiling Week am Gardasee teilnehmen. Und dann entweder an der EM in Frankreich oder der WM in Argentinien – das ist eine Entscheidung, die ich noch treffen muss. Das „wie“ ist ein wenig komplizierter zu beantworten: Zum einen hoffe ich, dass ich durch bessere Ausrüstung und mein neues Boot noch bessere Leistung erzielen kann. Zum anderen ist aber die Vorbereitung auch ein ganz wichtiger Punkt bei allen Wettkämpfen: körperlich und mental. Die Strategie im Rennen spielt auch eine wichtige Rolle: Wann fahre ich defensiv, wann offensiv? Wie reagiere ich auf spontane Ereignisse während des Rennens? Welche Gegebenheiten, d.h. Strömung, Wind, herrschen vor Ort etc. All das muss ich bei jedem Wettkampf berücksichtigen.

Das klingt, als wärst du gut gerüstet für das kommende Jahr und all die Herausforderungen, die auf dich warten! Wir freuen uns, dass wir dich noch ein weiteres Jahr bei deinen Abenteuern auf deiner Motte begleiten dürfen und du gemeinsam mit uns die Normalroute verlässt! Danke, Franzi!

Interview & Text: Petra Romero
Fotos: (c) Philipp Reiter

Mehr zu Franzi gibt’s hier in ihrem Normalroutenverlasser Profil oder auf ihrer Homepage, Instagram und Facebook.

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